Von einer D O U L A, G O T T und F E M A L E P O W E R

Von einer D O U L A, G O T T und F E M A L E P O W E R

18. April 2024 0 Von Eva

Female Power. Frauensegen. Freundinnenliebe. Meine letzten Monate umgeben von feierlich weiblichen Leben und Segen in Rwanda. Als Frau Dickbauch, wie mich eine Freundin ab Monat 6 liebevoll nannte. Davon will ich berichten. Und von den aufrechten Frauen Ruandas. Dies ist kein Schwangerschafts- noch ein Genozidtext.

Eine Freundin hat dokumentiert. Schwanger in Ruanda. War beim ruandischen Frauenarzt dabei, hat die Bilder gesehen und mich als Frau Dickbauch am Pool eines Hotels fotografiert. Zu meinem Unbehagen. Zwei andere, die im Ausland entbunden haben, die mir kurz vor der Entbindung im Ausland Ermutigungen geschickt und mir den Kopf zurecht gerückt haben, eine Freundin, die in derselben Klinik und derselben Unsicherheit eine wundersüße Tochter entbunden hat, eine südafrikanische Doula mit Akkupressur Massage und dem lautesten Lachen Ruandas, eine deutsche Freundin, die die ersten Akkupunktur Nadeln setzte, eine deutsche Fachärtztin, die mir aus Stuttgart Stützstrümpfe verschrieb und die Schwiegermutter, die sie mir besorgt hat. Erleben weiblichen Segens ohne Ende – für 10 Monate – zwei Freundinnen in Muhanga mit 40 und über 50, die beide jeweils 3 Kinder geboren haben und mich zu jeder Tages- und Nachtzeit nach Kigali gefahren hätten – und dann heißt Gott in Ruanda auch noch IMANA. Hört sich für mich sehr weiblich an. In den letzten Monaten ist mir Gott als Freundin Imana unglaublich nah gewesen.

Nicht weit von der Geburts-Klinik „Bien-naitre“ (heißt übersetzt „gut und schön gebären/geboren werden“) – wurde während der Genozid-Gedenkwoche (30 Jahre post Genozid) eine eindrückliche Austellung installiert. Umgeben von Kigalis Business Skyscrapers, der größten Bank Ruandas und in Kigalis einziger sogenannter Fussgängerzone. Sie heißt: Upright Women. Aufrechte Frauen. Abagore bahagaze bemye. Women, who stood upright.
Die Idee dahinter: Nach dem Genozid, nach der grausamen Entmenschlichung sollen Menschen, Opfer und Überlebende wieder Gesichtszüge bekommen. Als Einzelne mittendrin gesehen werden. Dazu wurden über-lebens-große Gemälde von Frauen in alltäglichen belebten Strassenzügen aufgesetllt. Eben nicht an den gängigen Gedenkorten, die es in jedem noch so kleinen Dorf gibt – sondern mitten im Business. Mitten im Alltag. Aufrecht und würdevoll. Gezeichnet. Mit Wasser und Farben. Realitisch gezeichnet, wie ich finde. Denn ich erlebe viele aufrechte Frauen. In meiner Nachbarschaft. Entlang der Hauptsatrasse, die Kind auf dem Rücken, Zwiebeln oder Avocado oder Mais auf dem Kopf tragend – neben anderen Frauen, aufrechten Ganges Richtung Stadtmitte und Markt laufen – in Schlappen. Und ihr leben sehr ausgerichtet gemeinsam, sehr aufrecht beschreiten.

Die Frauen auf den Bildern tragen schöne Kleider. Sie haben Falten. Sie sehen echt aus. Kollagenartig wurden Worte auf die Kleider gedruckt: Stärke und Licht. Sie sind groß. Sie sind stark. Sie sind aufrecht. Und stehen von Schmerzen und dem Leben gezeichnet groß da. Im Bankentrubel. Im Motochaos. Sie haben hier einen Platz. Symbolisch. Und sollen in Zukunft noch mehr Platz haben und ihren Platz finden. Die Maße an Menschen wurde getötet. Viele Leichen nicht mehr gefunden. Nicht mehr indentifiziert. Hier stehen Einzelne. Wichtige. Individuen. In Groß. In Würde.

70% der Überlebenden des grausamen Jahres 1994 waren Frauen. Mit schlimmen traumatischen Erfahrungen hinter sich. Und genau diese Frauen, diese 70% waren Trägerinnen der Versöhnung, des Überlebens, des Gestaltens und Weitermachens. Aufbaugeneration 1994/95 waren zu 70% weiblich – und Kinder (und ungeborene Kinder). Diese Frauen haben im Aufbau, dem Durchkommen und Weitermachen, nationaler Rekonstruction eine führende Rolle – wenn nicht sogar die tragende Rolle gespielt.

„They (re) weave lost bonds with dignity, they are the leading figures in the country´s recovery as well as intermediaries in the transmission of memory to the future generations.“

Sie, diese Frauen weben und verbinden mit Würde, was getrennt wurde. Und sie sind Vermittlerinnen des Gedenkens und Erinnerns für die kommenden Generationen.

Weiblicher Segen – innerhalb des letzten Monats habe ich Gott als Imana, als aufrechte weibliche Ruanderin erlebt. Als belgische Hebamme, die ruandische Kinder entbindet und ruandische, kongolesische und burundische Mütter empowered. Während die großen Politiker Ruandas und Kongos Hetzreden gegeneinander halten und Tiktokmist produzieren. Im letzten Monat haben mich befreundete Frauen aus dem Tschad, dem Schwarzwald und Malawi ermutigt, mir Mantras geschickt und gute Sprachnachrichten hinterlassen. Und nicht zu vergessen Mosa, die lebensfrohste und erste Doula, die ich erleben durfte, die mir Gottes lautes Lachen in unser Air B´n´B gebracht hat.

Erleben weiblichen Segens. Unser Gott als Imana. Als internationale Hebamme, deutsche Fachärtzin und aufrechte Marktfrau, die in Schlappen für kleinen Frieden Zuhause kämpft und immer immer weitermacht. Auf das auch wir aufrecht bleiben, würdevoll unser Leben beschreiten – und uns immer immer weiter segnen.

Verbunden in Frauenpower. Weiblichem Segen und Freundinnenliebe.

eure Eva*