Kirinda ist ein kleiner Ort ca. 2,5 Autostunden von Kigali entfernt, eingebettet in viele Hügel im Westen Ruandas. Hier wurde 1958 von der presbyterianischen Kirche ein Krankenhaus gegründet, das zusammen mit den 6 angeschlossenen Health Centers eine Bevölkerung von etwa 116.000 Einwohner versorgt. Das Kirinda District Hospital (KH) hat 156 Betten und einige geländegängige Krankenwagen. Pro Monat kommen hier durchschnittlich 100 Babys zur Welt, die im Notfall auf einer Neugeborenen-Station behandelt werden. Auch eine Station für größere Kinder ist vorhanden.
Der Leiter des KH ist ein gut ausgebildeter und sehr engagierter Augenarzt. Neben ihm gibt es noch 7 weitere Ärzte, die jedoch keine Spezialisierung und teilweise noch wenig Arbeitserfahrung haben. Als so genannte General Practitioner haben sie eine breite Ausbildung – können also anders als die meisten deutschen Ärzte Kaiserschnitte, Bluthochdruck und Beinbrüche behandeln. Allerdings ist dafür in den einzelnen Disziplinen nur wenig Fachwissen vorhanden.
Im Vergleich zu vielen anderen afrikanischen Ländern ist das Gesundheitssystem in Rwanda in der Breite ganz ordentlich aufgestellt, sowohl was das Netz der Krankenhäuser als auch die Anzahl der Ärzte betrifft. Leider fehlt es allerdings oft an tieferen Kenntnissen oder technischen Geräten, um schwerwiegendere oder kompliziertere Erkrankungen zu behandeln. Ein Vergleich mit europäischem Standard oder den medizinischen Möglichkeiten, die es etwa in Nairobi in Kenia gibt, ist daher bei weitem nicht möglich.
Jörg’s Aufgabe ist es, gemeinsam mit den lokalen Ärzten, den Hebammen und Krankenschwestern die Behandlung von Kindern und Babys zu verbessern. Ein Teil der Arbeit besteht darin, Strukturen zu verändern, etwa Kreissaal und Neugeborenen-Versorgung räumlich und fachlich näher zusammen zu bringen, da die ersten Minuten im Leben eines Babys entscheidend sein können. Den zweiten großen Punkt bildet die Schulung des Personals in theoretischen und praktischen Fähigkeiten.
Veränderungen, v.a. wenn sie nachhaltig sein sollen, benötigen Zeit. Es ist nicht das Ziel, die meiste Arbeit in der Klinik als ausländische Fachkraft selbst zu erledigen und am Ende des Projektes eine Lücke zu hinterlassen. Vielmehr sollen die ruandischen Mitarbeiter Veränderungen mit gestalten und in erster Linie selbst für eine bessere Medizin sorgen.
Auf deutscher Seite sind wir als Entwicklungsfachkraft bei der kirchlichen Organisation Coworkers (früher CFI) angestellt, ein staatlich anerkannter Entwicklungsdienst. Wie bei allen Coworkers-Projekten geht die Anfrage nach Unterstützung vom lokalen Partner aus, in unserem Fall dem Träger des Krankenhauses (Presbyterian Church Rwanda), der gezielt nach Fachärzten zur Verbesserung der Ausbildung seines Personals sucht. Auch die Projektleitung liegt in den Händen der einheimischen Partner. Wir stehen sehr hinter diesem Ansatz der Entwicklungszusammenarbeit, bei dem Austausch, gegenseitiges Lernen und schließlich die Projektentwicklung gemeinsam und auf Augenhöhe stattfinden.
Ein weiterer Grund, warum wir uns bewusst für Coworkers entschieden haben, ist der christliche Hintergrund der Organisation. Dieses Mehr an Angenommen sein, an Menschen- und Nächstenliebe und an Hoffnung, dass wir durch unseren Glauben an Jesus erleben, wird auch von Coworkers gelebt. Dies äußert sich in der Auswahl der Projekte und Partner, aber auch im Menschenbild der Organisation und dem Umgang mit den Mitarbeitern.