E wie Einfach

E wie Einfach

17. Oktober 2022 0 Von Eva


3 Monate auf einer Riesenmatratze auf dem Boden unter einem Moskitonetz geschlafen,
ohne Regale oder Organisationsmöglichkeiten in Küche, Schlafzimmer, Kinderzimmer, Schulzimmer. Einfach.
(Unterschätze nie ein einfaches schlichtes Regal!! Auch wenn das Regal „Billy“ heißt.)
Ohne Wasser und ohne heißes Wasser wochenlang leben. Nicht einfach!
Ohne guten Käse (dafür mit Unmengen ruandischer Butter = Avocado). Einfach?!
Und das wohl Schlimmste: wochenlang leben ohne Sonne (weil nur Regenregenregenzeit.)

Ohne Strom. Der fällt immer mal wieder für Minuten oder Stunden am Tag aus. Meistens wenn es draußen schon dunkel ist, also ab 18:00. Und gehäuft in der Regenzeit.

2 Monate ohne Küchen- und Esstisch oder Stühle. Einfach.
7 Monate ohne Sofa oder gemütliche Sitzmöglichkeit.

Ziemlich schnell hatten wir einen Teppich. Zum Draufkuscheln und Spiele spielen. Oder Vorlesen.
Auch wunderschönes schlichtes Geschirr vom „regionalen“ Chinesen. Hellblaue Keramik mit weißem Rand.

Einfacher zu leben ist alles andere als einfach.
Vielleicht zum einem eine große Umgewöhnung. Zum anderen auch Frage der Persönlichkeit. Dem Einen fällt es leichter, dem Anderen schwerer. Wir leben hier als die Nachbarn mit den meisten Möbeln. Die, mit (regen)tonnenmaßen an Spielzeug wie Lego und Playmobil. Wir haben die meisten Bücher unseres Dorfes und ich habe um jedes Buch gekämpft. Ich zähle, es sind gut 90 Stück. Dreieinhalb Regalfächer voll. Die meisten Schulen in Muhanga besitzen nicht mehr Bücher als wir in unserem Haus. (Aber das ist auch nochmal eine andere Geschichte).

Einfach zu leben ist gar nicht so einfach. Und unser Einfach ist gar nicht so schlicht und einfach.
Ohne Kreativität und Pragmatismus wären die ersten Monate Muhanga nicht gut machbar gewesen.
Die beliebteste Ablage unserer Küche waren zwei aufeinandergestellte große tiefe Alukisten.
Das „Regal“ für meinen Schmuck und meine Kosmetik war 9 Monate lang eine Regalkonstruktion auf drei ungleichen Holzbrettern auf zwei Regentonnen. Eine Zeit lang hatte ich die einzige Tischdecke die wir haben darüber gehängt. Aber das sah dementsprechend mies aus.

Mein Schmuck – ruandischer Schmuck aus Messing oder Seasal hängt an einem Maschendrahtzaun-Quadrat.
Dank der Kartenkunst, die dazukam liebe ich nunmehr diese schmucke Einfachheit. Schlicht und einfach schön.


Was eigentlich in unserer Einfachheit zählt- die mittlerweile nicht mehr so einfach ist wie zu Beginn,
sind die einzelnen Fotos von Freunden, das Aquarell meines Vaters, die Bilder und Meditationen, die Hochzeitskarten und einige neue Fotos, die dazukamen. Diese hängen überall und zieren unsere Einfachheit. Hängen an den Wänden und fallen oft ab und ein Stück Putz blättert mit ab. Und dann hängen wir sie wieder auf.

Zum Meditieren:

Wann hilft mir die neue Einfachheit? Und warum?
Was ist so schlimm an Einfach? Für mich?
Schlicht und Einfach.