F wie Fitness, Flagge und zu Fuß

19. Oktober 2022 0 Von Eva

Prince und Mutoni, Armstong und Christa, Lucky und Teta rennen heim. Erste Klasse. Sie sind alle um die 7. An einer Ecke vertrödeln sie sich. Lucky schlägt Räder und übt im Rasen Flikflak. Das nervt, denkt sich Teta, aber läuft mit Christa und Mutoni weiter. Die drei Mädels kichern los und winken Armstrong, der die Straße überquert hat und sich vorher ulkig bei den dreien verabschiedet hat. Armstrong sieht auch irgendwie so süß aus. Und er verkleidet sich gerne, als Tiger. Mutoni beobachtet ihn im Unterricht gerne heimlich. Und er ist immer so schnell fertig mit den Schreibaufgaben und sucht sich dann entweder die Trommel oder das Tigerkostüm. „So süß“, denkt sie sich. Von allen in der Klasse kann Armstrong am Besten trommeln. „Wenn wir Glück haben gibt’s heute Reis mit Tomaten-Gemüse-Erdnuss-Sauce. Oder zerkochte Kartoffeln mit matschigen roten Bohnen – wenn’s schlecht läuft.“

Aber das ist Geschmacksache. Beobachtet habe ich, dass viele ruandische Kinder guten Reis mit frischer Avocado lieben. Und auch die rote Sauce kommt gut an. Kartoffeln und weich gekochte Bananen oder Cassava gibt es so oft, dass es einigen einfach nicht mehr schmeckt.


Für die 6 Kinder gibt eine Mittagspause. Zwischen 11 und 13.30. Dann geht die Nachmittagsschule weiter. Es gibt morgens und nachmittags 30 Minuten Ankommenszeit, aber 13: 30 sharp beginnt der Unterricht. Blau-weiß karierte Blusen mit dunkelblauen Röcken oder Hosen, dunkelgrün und beige, hellblau und dunkelblau werden getragen. Immer mit Rock oder Hose, Shirt und Strickpullover oder Pollunder. Die Dächer der Schulen im ganzen Land sind einheitlich blau. Egal um welche Kurve ich gerade biege, ich erkenne über die Hügel blickend sofort wo die nächste Schule ist. Ministry of Education (Mineduc) – schlau gemacht. Die Blauen Dächer wehen mir wie Fahnen zu – symbolisieren Glück und den Frieden für das Volk. Eingebettet in einer sattgrünen Hügellandschaft. Das Grün in der ruandischen Flagge symbolisiert die Hoffnung auf Wohlstand dank der ausgewogenen Nutzung der Kraft und Ressourcen von Land und Leuten.

Es gibt diesen wiederkehrenden Blauton im Bereich der Bildung Rwandas. Die einheitlich und doch von Schule zu Schule unterschiedlich bunt-lich karierten Mädels und Jungs rennen, schlagen Räder, laufen, spielen, trödeln entlang der Hauptstraße nach Hause. In heiterer Stimmung, denn das Mittagessen – diese eine leckere dicke Mahlzeit am Tag steht an.

Die Wegstrecke, Kondition und Fitness der SchülerInnen hängen an vielen Faktoren. Es gibt alles zwischen 400m Schulweg und 3km pro Strecke. Die Kids rennen also manchmal 1,5 km von der Schule heim, zum Mittagessen – danach wieder zurück, morgens und abends dasselbe nochmal und fertig ist der Minimarathon. Jeden Tag. Es gibt auch Sonnengelbe klapprige Schulbusse. Die 6x am Tag für jede Schule auf den Straßen unterwegs sind. Aber nicht in jedem Haus ist das nötige Kleingeld vorhanden, um die Fahrtkosten zu finanzieren. Das Gelb in der ruandischen Flagge steht für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes.


Als ruandischer Schüler oder ruandische Schülerin habe ich drei Nationalfarben immer vor Augen in meiner natürlichen Umgebung. In den ersten Lektionen der ersten Klasse P1 lernten Armstrong und Teta, Lucky und Christa, Mutoni und Prince die ruandische Flagge kennen. Teil ihrer Genese. Ihrer Zukunft. Ihre Bedeutung und Ruandas starke Farben. In drei Sprachen. Kinyaruanda. Französisch und ein bisschen Englisch.