K wie Karame und Kagame

K wie Karame und Kagame

9. November 2022 1 Von Eva


Ich blicke von der Terrasse um die Ecke und suche Nyandwi. Ich rufe seinen Namen und er antwortet: „Karame“. Karame bedeutet sehr höflich und respektvoll: „Ja, ich bin hier, was gibt’s?“ Wenn es etwas umgangssprachlicher hergeht wird die französische Form dafür verwendet: ein schlichtes „présent“. Meint: Je suis présent. Jedes Mal wenn RuanderInnen mir mit Présent und Karame antworten, freue ich mich über den „daily reminder“ präsent zu leben. In diesem Moment zu leben und mir nicht schon den nächsten vorzustellen oder herbeizusehnen. Karame. Wir sind in diesem Moment zusammen und gestalten unsere Wir-klichkeit.

Karame ist eine selbst-bewusste Reaktion auf den Anspruch eines anderen. Während ich „karame/présent“ sage, gehe ich mit „Bruder Innerlich“ (wie Mariana Leky ihn beschreibt) aus meiner passiven Reaktionshaltung in eine präsente, selbst-bewusste Aktionshaltung. Ich bin präsent. Ich handle. Ich entscheide. Ich betrete bewusst den Raum, der zwischen Aktion – und Reaktion besteht (Reiz und Reaktion). Ich bin hier und lebe diese Lage. Egal welcher Anspruch oder Anfrage an mich gestellt werden. Worte wirken Wirklichkeit. Sprache voller schlichter Präsenz wie „Karame“ verändern mein Jetzt.

8 Uhr. 9 Uhr. 10 Uhr. 14 Uhr. 17 Uhr. Die Wirklichkeit von Ansprüchen kann ich nicht verändern, die Reaktion darauf liegt in meiner Hand und meiner Variationsfähigkeit.

KAGAME.

Ein britischer Autor, Dipo Faloyin aus Nigeria beschreibt ihn als gutaussehend. Ich stimme zu. Er hat Charisma.
Er schreibt: „… imagine the poor scientist“ – who has to explain a complex matter to the President…. „there you go. That´s Paul Kagame“. Mit Brille. Mit Anzug. Großgewachsen. Seriös. Mister President Paul Kagame. Seit Jahren an der Macht. An der Spitze. Und wenn er durchs Land fährt, dann mit mehreren Sicherheitsjeeps, Kolonne, schwarz abgedunkelte Scheiben und großes Spektakel. Er und seine Firstlady machen öffentliche Spaziergänge an den Car-free-Sundays in Kigali. Mehrmals im Jahr. Alle großen Hauptstraßen werden abgeriegelt, Autos oder Mototaxis sind für an die 3h nicht unterwegs und Kigalis Straßen freigefegt für RadfahrerInnen, Inlineskater, SkateboarderInnen, JoggerInnen und eben Mr. President mit Familie oder Angestellten, die einen sonntäglichen Walk durch ihre Stadt machen. Er ist schlank und äußerlich beeindruckend. Er ist présent. Zeigt sich im grünen Hoody und schwarzer Jogginghose, hellen Sneakern in Kigalis Straßen.
Présent.

Dazu sage ich sonst nur: Nta kibazo. Kein Problem.

Zitat aus: Africa is not a Country, Breaking stereotypes of modern africa, DIPO FALOYIN, 2022.

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